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Ich drehte mich zur Seite und vergrub das Gesicht in das neu bezogene Kissen. Es roch nach Weichspüler. Sommerwiese und Frische. Der Schüttelfrost wurde schlimmer, meine Zähne machten jedem Trommelwirbel Konkurrenz. So fest ich konnte, wickelte ich mich in die Decke. Aspirin hatte schon vorhin geholfen. Aber jetzt aufzustehen, um mir noch eine Tablette zu holen, schien mir unmöglich. Doch es nützte nichts. In dem Zustand würde ich bestimmt nicht einschlafen, also quälte ich mich hoch. Wie schön war es gewesen, als meine Mutter mir nächtelang die Hand gehalten und Essigwickel gegen das Fieber gemacht hatte. Ich habe diese Wickel gehasst. Meine Füße waren danach verschrumpelt und das ganze Zimmer hatte nach Essig gerochen, aber nun wünschte ich mir diese Zeit herbei. Ich hätte alles ohne Widerspruch erduldet, selbst die hutzeligen Füße, wenn sie nur nach mir gesehen hätte. Der Weg ins Bad kam mir unendlich lang vor. Ich musste mich an der Wand abstützen, weil die Beine so stark zitterten. In der Verpackung waren noch zwei Tabletten. Eine davon drückte ich aus der Hülle und steckte sie in den Mund. Mit der hohlen

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Hand schöpfte ich Wasser aus der Leitung, schluckte das Aspirin hinunter und hatte das Gefühl, es würde quer im Hals stecken. Ich füllte Wasser in den Zahnputzbecher, trank, um das unangenehme Kratzen im Hals loszuwerden, und nahm einen vollen Becher und das letzte Aspirin mit ins Zimmer. 

Es kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor, bis die Tablette wirkte und der Schüttelfrost nachließ. Vor Erschöpfung fielen meine Augen zu.

 

 

Kapitel 2

 

Als ich am nächsten Morgen aus dem Bett stieg, drehte sich alles. Mir ging es noch nicht wirklich gut, aber deutlich besser als den Abend zuvor. Vor allem war mir schlecht. Ich biss die Zähne zusammen. Bloß nicht umkippen, dachte ich, beweg dich, dann wird es besser. Das Schwindelgefühl ließ nach. Mein Magen schmerzte vor Hunger. Klar, dass mir übel war. Seit fast zwei Tagen hatte ich nichts gegessen. Knäckebrot. Das würde reichen müssen. Fast konnte ich das Gebäck riechen und das Wasser lief mir im

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