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Knäckebrot. Im Tiefkühlschrank findest du bestimmt auch was. Aber ich habe eh keinen Hunger. Nur Durst«, sagte ich. »Ich bin auch nicht hungrig«, meinte Corinna. Sie legte sich zu mir und nahm mich in den Arm. Corinna streichelte über mein verschwitztes Haar, strich es aus meinem Gesicht. Ich schloss die Augen und merkte, wie ich wieder schläfrig wurde. In diesem Moment war die Welt voll- kommen in Ordnung. Genau so, wie sie sein sollte. 

 

Als ich wieder wach wurde, fühlte sich mein Kopf immer noch heiß an, aber wenigstens hatte ich das Gehühl, wieder klar denken zu können. Die Tablette hatte geholfen. Wie spät war es eigentlich? Das Fieber würde sicher wieder steigen, aber im Moment ging es mir besser. Das Kissen roch nach Essig und Krankheit. Ich auch. Ich musste das Bett neu beziehen. So, wie es jetzt war, konnte ich unmöglich darin liegen bleiben. Ich brauchte zwei Pausen, weil sich alles um mich drehte. Wie ich es hasste, krank zu sein! Ich kam mir so hilflos vor, wie ein kleines Kind. Das Badezimmer musste geputzt werden, auf dem Spiegel und dem Waschbecken waren Kalk-

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und Zahnpastaspritzer. Aber nicht jetzt. Zumindest lag noch ein einziges sauberes Handtuch im Schrank. Das nahm ich heraus und hängte es über die Duschwand. Auch um die Wäsche konnte ich mich in meinem Zustand nicht kümmern. Vielleicht morgen. Ich zog das T-Shirt über den Kopf, stieg in die Duschkabine und drehte das Wasser auf. Schön heiß. Irgendwo hatte ich mal gehört, man solle nicht heiß duschen, wenn man Fieber hat, aber was soll’s, mir tat es gut. Dampf legte sich auf den Spie- gel und die Kacheln. Ich seifte mich ein und wusch auch meine Haare. Ob das so eine gute Idee war? Nasse Haare bei Grippe und Fieber? Egal. So gut es ging, rubbelte ich zu- erst mein Haar trocken und wickelte das Handtuch dann um meinen Körper. Bei unserem alten Fön würde es wie immer ewig dauern, bis meine langen Haare trocken waren, aber was blieb mir anderes übrig? Ich fönte noch, als die Wohnungstür zugeschlagen und Schuhe an die Wand gepfeffert wurden. Mein erster Gedanke galt Corinna. Sie hatte sich doch nicht, während ich schlief, aus der Wohnung geschlichen? Sie hatte mir hoch und heilig versprochen, um neun wieder zu Hause zu sein.

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