Julia war verschwunden? Die Fragen hämmerten in meinem Kopf. Was hatte sie überhaupt im Grätzel gewollt, ohne mich? Wieso hatte sie sich nicht, wie immer seit der Sache mit Melissa, abholen lassen?
Ich trat vor Wut gegen den Schrank. Verdammt, Julia! Der Schmerz in meinem Fuß tat gut. Wie konnte sie einfach ohne ein Wort verschwinden! Wenigstens mir hätte sie etwas sagen können, wenn sie wirklich hatte abhauen wollen. Ich setzte mich aufs Bett. Ich musste nachdenken. Aber die Gedanken in meinem Kopf waren wirr, als hätte jemand ein Puzzlespiel mit tausend Teilen durcheinander geschüttelt, und ich hatte keine Ahnung, wie ich nun Ordnung in das Chaos bringen sollte. Ich hörte, dass Corinna die Musik abdrehte. Sie sprach mit unserer Mutter, die es offensichtlich geschafft hatte aufzustehen. Die Wohnungstür schloss sich mit einem dumpfen Knall. Wer war gegangen? Egal. Das Zuschlagen der Tür löste mich aus der Starre. Innerhalb von Minuten zog ich mich an. Wahrscheinlich, nein sicher sogar war ich im Begriff, eine Riesendummheit zu begehen.
Möglicherweise würde sich aus der Grippe eine ausgewachsene Lungenentzündung entwickeln,
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wenn nicht sogar Schlimmeres. Aber alles war besser, als nur herumzusitzen, abzuwarten und nichts zu tun.
Kapitel 3
Es ist dumm, sich die Haare zu waschen, wenn man Fieber hat. Noch dümmer ist es, in meinem Zustand rauszugehen. Ich kämpfte mich mit gesenktem Kopf durch die Stadt, bis ich die Straße gefunden hatte, in der Leon wohnte. Die Hausnummer wusste ich nicht, also ging ich von Haus zu Haus, studierte die Klingelschilder und hoffte, dass ich irgendwo seinen Namen entdecken würde. Es war bitterkalt und mittlerweile hatte es auch zu schneien begonnen. Normalerweise mochte ich Schnee. Ich fand es faszinierend, dass jede Schneeflocke sich von der anderen unterschied. Jede war ein kleines Kunstwerk, etwas Einzigartiges, fast so wie die menschliche DNS oder ein Fingerabdruck. Auf meinen fieberheißen Wangen schienen die einzelnen Flocken schneller als sonst zu schmelzen.
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